Feministische Summerschool für Frauen*
vom 6. bis 10. Juli 2016 in Berlin und Potsdam

Vor genau 40 Jahren, vom 6. bis zum 10. Juli 1976, fand in Berlin die 1. Sommeruniversität für Frauen statt.
 Sie wurde von Dozentinnen der Technischen und der Freien Universität Berlin organisiert. Damals kamen 600 Teilnehmerinnen aus der ganzen Bundesrepublik. Sieben mal wurde die Frauensommeruniversität wiederholt und entwickelte sich zu einem wichtigen Austauschforum der Neuen Frauenbewegung. 

Die Summerschool 2016 im Bildungswerk will anknüpfen an diese Tradition feministischer Diskussionen, Debatten und Auseinandersetzungen von Frauen mit den sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnissen. Unser Anliegen ist, Feministinnen verschiedener Generationen und mit vielfältigen Hintergründen und Erfahrungen miteinander ins Gespräch zu bringen und Frauen für feministische Themen zu interessieren, die schon seit Generationen von Feministinnen diskutiert werden und dabei nichts an ihrer Brisanz für das Leben von Frauen verloren haben.

Aus den unterschiedlichen Erfahrungen und Auseinandersetzungen von Frauen sind in den vergangenen 40 Jahren diverse feministische Praxen entstanden.
 Die Summerschool 2016 steht unter dem Titel ‚Differenzen zwischen Frauen – erkennen, annehmen und feiern‘.
 Das geht zurück auf ein Zitat von Audre Lorde, die maßgeblich die Themen Schwarzer Feministinnen in die Debatten eingebracht und die Perspektive von Women of Color als eine differente Perspektive sichtbar gemacht hat. ‚Differenzen zwischen Frauen‘ verweist aber auch auf eine Philosophietradition aus Italien, die Differenzen zwischen Frauen als eine feministische Praxis für weibliche Freiheit politisiert hat. Diese und viele andere spannende Perspektiven stehen auf dem vielfältigen Programm. Wir freuen uns auf viele verschiedene Frauen*, die Lust haben sich einzubringen und inspirieren zu lassen.

Programm

Die Veranstaltungen der Feministischen Summerschool sind ausschließlich für Frauen*. Wir bitten alle Männer* um Verständnis!

Mittwoch 6.Juli 2016

18:00 - 21:00 Uhr
Auftaktveranstaltung zur Feministischen Summerschool für Frauen*

Podiumsgespräch mit Zeitzeuginnen der ersten Sommeruniversität für Frauen 1976

„Es sind nicht unsere Unterschiede, die uns trennen.
Es ist unsere Unfähigkeit, diese Unterschiede zu erkennen, anzunehmen und zu feiern.“

Audre Lorde

Vor genau 40 Jahren, vom 6.-10. Juli 1976, fand in Berlin die 1. Sommeruniversität für Frauen statt.
Sie wurde von Dozentinnen der Technischen und Freien Universität Berlin organisiert. Damals kamen 600 Teilnehmerinnen aus der ganzen Bundesrepublik. Sieben mal wurde sie wiederholt und entwickelte sich zum wichtigsten Austauschforum der Neuen Frauenbewegung. Die Summerschool im Bildungswerk soll anknüpfen an eine Tradition von 40 Jahren feministischer Diskussionen, Debatten und Auseinandersetzungen von Frauen mit den sich wandelnden gesellschaftlichen Verhältnissen.

Unsere Summerschool steht unter dem Titel ‚Differenzen zwischen Frauen – erkennen, annehmen und feiern'.
Das geht zurück auf ein Zitat von Audre Lorde, die maßgeblich die Themen Schwarzer Feministinnen in die Debatten eingebracht und die Perspektive von Women of Color als eine differente Perspektive sichtbar gemacht hat. 'Differenzen zwischen Frauen' verweist aber auch auf eine feministische Philosophietradition aus Italien, die die Differenzen nicht zwischen Frauengruppen sondern zwischen allen Frauen als eine feministische Praxis für weibliche Freiheit politisiert hat.

40 Jahre nach der ersten Sommeruniversität für Frauen sind aus unterschiedlichen Erfahrungen viele verschiedene feministische Praxen entstanden.
Ein Anliegen ist es, Feministinnen verschiedener Generationen und mit vielfältigen Hintergründen und Erfahrungen miteinander ins Gespräch zu bringen und Frauen für feministische Themen zu interessieren, die schon seit Generationen von Feministinnen diskutiert werden und gesellschaftlich z.T. modifiziert, nichts an ihrer Brisanz für das Leben von Frauen verloren haben. Wir freuen uns auf viele verschiedene Frauen*, die Lust haben sich einzubringen und inspirieren zu lassen.

Die Auftaktveranstaltung der Summerschool ist ein Podiumsgespräch mit vier Organisatorinnen der ersten Frauensommeruniversität von 1976: Barbara Duden, Gisela Bock, Cillie Rentmeister und Irmela von der Lühe.
Sie werden eingeladen, von den Anfängen der Frauensommeruniversität, den Inhalten und Auseinandersetzungen und ihren persönlichen Erfahrungen zu erzählen.

Moderation: Tanja Berger, AK Frauenpolitische Bildung im Bildungswerk, Politische Bildnerin

Im Anschluss ab 21:00 Uhr: Austausch, Vernetzung, Sekt und Musik.  

Ort: Bildungswerk Berlin

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, zur besseren Planung aber erwünscht.

Donnerstag 7.Juli 2016

10:00 - 13:00 Uhr
Selbstbestimmung versus Körpernormierung – Feminismus und Mode

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Bedeutet Mode gleich Körpernormierung und ist sie damit für viele Menschen und insbesondere Frauen eine Quelle stetiger Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper? Ist Mode als kulturelles Zeichen des Patriarchats und als ständige Reproduktion unserer stereotypen Geschlechterordnung zu lesen?
Gleichzeitig sehen wir eine Chanel-Show die als feministische Demonstration (http://www.theguardian.com/fashion/2014/sep/30/karl-lagerfeld-chanel-show-paris-fashion-week) inszeniert wird und in HongKong protestieren Menschen mit Parolen auf Regenschirmen (http://www.spiegel.de/politik/ausland/hongkong-die-regenschirm-revolution-a-994453.html). Wie viel Politisches kann in der Mode liegen? Wie können sich Frauen* dem Normierungsdiktat entziehen und Mode für sich reclaimen? Im Workshop setzen wir uns mit der Historie von Mode und den Zusammenhängen mit der Emanzipation von Frauen auseinander, mit Protestbewegungen, die auch immer etwas mit Mode zu tun hatten, mit Befreiung von Zwängen, mit den „Lilalatzhosen“ und mit der Frage der Kürze von Röcken bzw. der Notwendigkeit dessen, dass auch Männer Röcke tragen. Außerdem werden auch Fragen nach den Möglichkeiten und den Grenzen von Mode gestellt, nach politischer Mode und nach fairer Politik.

Leitung: Tanja Berger, Politische Bildnerin  &  Johanna Warth, Germanistin und Politikwissenschaftlerin

Ort: Bildungswerk Berlin

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist erforderlich.

15:00 - 18:00 Uhr
„Voll Fett!“ Empowerment für Frauen - Mein Fett ist politisch

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Mit Magda Albrecht  - politische Bildnerin, Bloggerin und Musikerin - soll es in diesem Workshop um eine kritische Betrachtung von Körpernormierungen gehen. Wir diskutieren, wie dickenfeindliche Strukturen wirken und wie eine empowernde Perspektive und Widerstand gegen diese Strukturen aussehen können. Eingeladen sind alle, die sich kritisch mit Schönheits-, Schlankheits- und Gesundheitsnormen auseinander setzten möchten. Denn: Unser Fett ist politisch!

Leitung: Magda Albrecht (magda-albrecht.de)

Ort: HochDrei e.V. – Bilden und Begegnen in Brandenburg, Potsdam

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Es können 16 Frauen teilnehmen.

Eine Anmeldung ist erforderlich bei unserem Kooperationspartner HochDrei e.V.:
http://www.hochdrei.org/index.phparticle_id=39&clang=0&seminar_id=185

15:00 - 18:00 Uhr
WENDO – Selbstbehauptung und Selbstverteidigung für FrauenLesben

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Körperliche Angriffe oder belästigende und unangenehme Situationen hat fast jede schon erlebt. Wir haben verschiedene Strategien lernen müssen, um mit verbalen oder körperlichen Übergriffen im Alltag umzugehen. In diesem Workshop soll Raum sein, sich dieser Strategien bewusster zu werden und sie zu vertiefen. Wir üben einfache, effektive Schläge, Tritte und Befreiungstechniken, nutzen Übungen zu Atem, Stimme und Körpersprache. Wir werden auch mit Wahrnehmungsübungen arbeiten, um schneller auf bedrohliche Umstände reagieren zu können. Ein Schwerpunkt des Trainings ist es, die eigenen Grenzen wahrzunehmen und sie mit Entschlossenheit zu behaupten. Dies werden wir in Rollenspielen üben. Spaß, Spiel und Fantasie kommen dabei nicht zu kurz.
Weitere Infos unter www.wendo-berlin.de

Trainerin: Nives Bercht, Wendotrainerin aus Berlin

Teilnahmebeitrag: 15-30 Euro pro Person; zahlbar nach Selbsteinschätzung vor Ort und in bar

Ort: Bildungswerk Berlin

Es können 14 Frauen teilnehmen.
Eine Anmeldung ist erforderlich.

19:00 - 23:00 Uhr
Zur Perspektive und Politik von Schwarzen und Afrodeutschen Frauen - Filmvorführung und Buchvorstellung mit Katharina Oguntoye

Veranstaltung im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

In der feministischen Frauenkneipe Störenfrida Berlin veranstalten wir einen Abend zur Perspektive und Politik von Schwarzen und Afrodeutschen Frauen. Die feministische Aktivistin Katharina Oguntoye (joliba.de) ist mit uns im Gespräch über das Buch „Farbe bekennen. Afro-deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte“ (Hrsg. Katharina Oguntoye, May Ayim, Dagmar Schultz), das dieses Jahr zum 30jährigen Jubiläum wieder aufgelegt wurde und maßgeblich zur Sichtbarkeit Afrodeutscher Lebensrealitäten und Aktivität Schwarzer Frauen in Deutschland beigetragen hat.
Anschließend zeigen wir den Dokumentarfilm „A Litany for Survival: The Life and Work of Audre Lorde“ von Ada Gay Griffin und Michelle Parkerson (1995, 80 Minuten, engl. mit dt. Untertiteln). Der Film ist ein Portrait der politisch und künstlerisch vielfältigen lesbischen Aktivistin und Dichterin, die in der Frauen-, Gay- und Bürgerrechtsbewegung mitwirkte, die lehrte, schrieb und arbeitete, um vor allem Schwarze FrauenLesben zu empowern und zusammen zu bringen.

Moderation: Anna Hartmann, Sozialwissenschaftlerin & Sarah Trentzsch, Sozialpsychologin

Ort: Störenfrida Berlin im Antisexistischen Infoladen faq, Jonasstr. 40, Berlin-Neukölln, U8, Haltestelle Leinestraße (http://stoerenfridaberlin.de/)

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Freitag 8.Juli 2016

10:00 - 13:00 Uhr
Wo bleibt die Sorge? Für eine (Re-)Politisierung der Sorge-Arbeit

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Seit Jahrzehnten problematisieren Feministinnen theoretisch wie praktisch den gesellschaftlichen Status von Sorge-Arbeit. Obwohl sie für das (Über-)Leben der Einzelnen sowie der Gesellschaft im Gesamten unabkömmlich ist, hat diese Arbeit nach wie vor eine unsichtbare und deregulierte Existenz. Wenn sie nicht unbezahlt verrichtet wird, zeichnet sie sich durch extrem prekäre sowie gering bezahlte Arbeitsverhältnisse aus, die den Sorge-ArbeiterInnen keine eigenständige Existenzsicherung ermöglichen. Das wirft eine Menge Fragen auf, mit denen wir uns im Workshop beschäftigen wollen.
Wie kommt es dazu, dass Sorge-Arbeit einen derart problematischen gesellschaftlichen Stellenwert hat? Wieso kam und kommt es in den letzten Jahrzehnten zu einer zunehmenden Vermarktlichung dieser Arbeit und welche Effekte hat dies auf die Arbeitsbedingungen und die Qualität der Arbeit? Was zeichnet Sorge-Arbeit aus im Unterschied zu anderen gesellschaftsnotwendigen Arbeiten? Und schließlich stellt sich die Frage, wieso sich die mehrheitliche Zuständigkeit von Frauen für diese Arbeit nicht aufhebt; und trotz staatlicher Gleichstellungspolitik, die eine erhöhte Erwerbsbeteiligung von Frauen anstrebt, eine Umverteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern nicht erreicht werden kann? Wie könnte daher eine Re/Politisierung der Sorge-Arbeit aussehen, die die vorherrschenden Verhältnisse tatsächlich in Frage stellt?
Neben der theoretischen Diskussion des sozio-ökonomischen Status von Sorge-Arbeit, der durch inhaltliche Inputs und Textdiskussionen begleitet ist, wird der Workshop die Möglichkeit eröffnen, anhand der eigenen Biographie und Lebenserfahrungen die Perspektive auf den Bereich der Sorge-Arbeit zu erweitern.

Leitung: Anna Hartmann, Sozialwissenschaftlerin

Ort: Bildungswerk Berlin

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Es können 14 Frauen teilnehmen.

15:00 - 18:00 Uhr
„Kampf dem Patriarchat!?“ (Wieder-)Annäherung an einen zentralen Begriff der Frauenbewegung

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

War für die Erste Welle der Frauenbewegung noch die Forderung nach Partizipation an den Freiheiten und Möglichkeiten der bürgerlichen Gesellschaft (Wahlrecht, Bildung/Beruf) zentral, richtete sich die Perspektive mit dem Aufkommen derZweiten Welle grundlegend neu aus: auf die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse selbst, die Frauen systematisch deklassierten. Jene Verhältnisse, die das „andere Geschlecht“ klein und strukturell in Abhängigkeit hielten sowie kulturell alles „Weibliche“ abwerteten, wurden analysiert und einer radikalen Kritik unterzogen – und damit die Verhältnisse und Strukturen in Gesellschaft, Kopf und Körper selbst politisiert. In jener Ära des Aufbruchs wurde die Vorstellung vom Leben im und die politische Kampfansage an das Patriarchat geboren. In der Folge der feministischen Bewusst- und politischen Subjektwerdung von Frauen als Frauen in männlich geprägten und dominierten Gesellschaften erwies sich der Rekurs auf die patriarchal konstituierte Gesellschafts- und Geschlechterordnung lange als äußerst fruchtbar. In Forschung wie politischer Praxis bot das Konzept eine wertvolle, politisch-analytische wie begrifflich-instrumentelle Verständigungsbasis, die weibliches Leiden an den Verhältnissen als menschengemacht entlarvte und als überwindbar begreifbar machte. Zugleich eröffnete er eine Perspektive, sich transkulturell auf eine internationalistisch-frauensolidarische Befreiungs-, Vernetzungs- und Handlungsagenda auszurichten.
Im Workshop wollen wir anhand ausgewählter Textauszüge aus Klassikern europäischer, us-amerikanischer und arabischer Feministinnen der Frage nachgehen, welche Relevanz der Bezug  auf das Patriarchat einst für die Vorstellung von der Emanzipation aus Herrschaftsverhältnissen und für die Befreiung der Frau (und der Geschlechter) hatte. Im Weiteren wollen wir gemeinsam erarbeiten, ob und ggf. inwiefern wir als Feministinnen heute daran anschließen können. Welche feministischen Perspektiven eröffnen sich langfristig und welche strategischen Interventionsmöglichkeiten in aktuelle Debatten kurzfristig, mit Blick auf ein vormals zentrales Konzept „unserer“ bewegten (Theorie-)Geschichte?

Leitung: Mel Goetz, Soziologin

Ort: Bildungswerk Berlin

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist erforderlich.
Es können 14 Frauen teilnehmen.

19:00 - 21:00 Uhr
Im Bilde – die Geschichte des euro-/amerikanischen Feminismus mit den Autorinnen Antje Schrupp und Patu

Lesung im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Philosophinnen, Rebellinnen, Aktivistinnen – in ihrem Comic "Kleine Geschichte des Feminismus im euro-amerikanischen Kontext" erzählen Patu und Antje Schrupp von den wichtigsten Ereignissen und Diskussionen der Frauenbewegung von der Antike bis heute. Dabei wird deutlich, dass Feminismus nicht ein bestimmter, festgelegter politischer Inhalt ist, sondern dass sich Themen und Anliegen entsprechend der jeweiligen Zeit immer wieder verändern – und auch nicht immer alle Feministinnen einer Meinung sind. Heute Abend lesen sie Geschichten aus ihrem Comic, erzählen vom Entstehungsprozess des Buches und laden ein zu einer Diskussion darüber, was sich aus der Geschichte des Feminismus für politischen Aktivismus heute lernen lässt.

Dr. Antje Schrupp ist Politologin und Journalistin und lebt in Frankfurt am Main. In ihren Bücher und in ihrem Blog beschäftigt sie sich vor allem mit weiblicher politischer Ideengeschichte. Seit zwanzig Jahren steht sie in Kontakt zu italienischen Differenzfeministinnen und hat Bücher der Philosophinnengruppe Diotima in Verona ins Deutsche mitübersetzt.

Patu ist Comicautorin und Zeichnerin. Sie veröffentlicht als Self-Publisher ihre eigenen Comic-Zines und ist Mitbegründerin des Künstler*innenkollektivs radical Jetset. Neben Zeichnungen und Illustrationen realisiert sie auch raumgreifende Wandgemälde. (patupatu.com)

Moderation: Antje Prinz, Sozialpädagogin und Psychodramatikerin

Ort: Bildungswerk Berlin

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, aber erwünscht.

Samstag 9.Juli 2016

10:00 - 13:00 Uhr
Lebenszeit, Arbeitszeit - "Die-Vier-in-einem-Perspektive“

Veranstaltung im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

In welcher Gesellschaft wollen/können wir zukünftig leben und arbeiten?
Die Vier-in-einem-Perspektive (Frigga Haug) als marxistisch-feministischer Utopie- und Politikvorschlag  

Die Welt ist in gnadenloser Unordnung. Mit den massenhaften Fluchtbewegungen gelangt ihr Elend von der Peripherie in das Zentrum, trifft aber auch in diesem auf gespaltene Gesellschaften, in denen unvorstellbarer Reichtum sich bei wenigen zusammenballt, während immer mehr in prekären Lebensverhältnissen und in Armut leben. Die Krisen sind vielfältig, überlagern sich und bringen widersprüchliche Bewegungen hervor. Sich breit machenden fremdenfeindlichen Rechtskräfte etwa stellt sich Widerstand entgegen in Gegendemonstrationen oder im Engagement vieler in unterschiedlichen Formen von "Willkommenskultur".

Klar ist: Unsere Gesellschaft wird sich verändern, wohin sie gehen wird, ist offen. Der Ruf nach Utopien in linken Zusammenhängen wird lauter.

Wenn wir davon ausgehen, dass eine Hauptursache für das  "Elend der Welt"  (Bourdieu) in der kapitalistischen Produktionsweise liegt, in der die zeitintensive Arbeit für das Menschliche und die außermenschliche Natur der Logik zeiteinsparender Arbeit unterworfen ist, die allein dem Prinzip der Gewinnmaximierung folgt und dabei ist, sich mit der Verrohung des Menschlichen und der Zerstörung der Natur den eigenen Boden unter den Füßen wegzuziehen, dann öffnet sich ein Zeitfenster für eine feministische Offensive – für die noch immer unabgegoltene Forderung, die Produktivkräfte, die aus den weiblichen Lebenszusammenhängen in der Arbeit für die Entwicklung der Menschen (der „Produktion des Lebens“, Marx/ Engels) gewonnen worden sind, auf die gesellschaftliche Ebene zu bringen und zu verallgemeinern – auf gleicher Höhe mit den aus der Herstellung von Mitteln zum Leben gewonnenen Produktivkräften.  Es geht darum, die Bereiche des Lebens neu zu ordnen, so dass keiner dem anderen übergeordnet ist (etwa die Lohn- der Umsonstarbeit) und dass alle sich in allen Bereichen beteiligen (also auch in der häuslichen Arbeit und in der Politik)  und sich so umfassend ihr Menschsein aneignen können.

Darauf zielt die Vier-in-einem-Perspektive als Kompass für unser politisches Handeln. Wir wollen sie uns in Vortrag und Textbeispielen aneignen und im Diskussionsprozess Politikvorschläge zusammentragen, mit denen wir die Utopie in das alltägliche Leben bringen und konkret machen, ohne den Zusammenhang mit der zu befriedenden Welt aus den Augen zu verlieren. 

Referentinnen: Sybille Stamm und Jutta Meyer-Siebert

Moderation: Tanja Berger, Politische Bildnerin

Ort: HochDrei e.V. Potsdam

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist erforderlich unter:http://www.hochdrei.org/index.phparticle_id=39&clang=0&seminar_id=184

10:00 - 17:00 Uhr
„Macht muss verhandelt werden, nicht verleugnet!“

Workshop im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

Frauen sind in der deutschen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft weiterhin unterrepräsentiert. Zahlreiche Förderprogramme versuchen, die „gläserne Decke“, die Frauen daran hindert, an die Spitzen von Organisationen zu treten, zu durchbrechen. Einzelne Frauen verschiedener politischer Orientierungen gehen den Weg in die Machtzentren, übernehmen dort Verantwortung und gestalten Gesellschaft bewusst mit. Andere versuchen Gesellschaft dadurch zu gestalten, dass sie sich bewusst solchen machtvollen Positionen entziehen und Alternativen zu entwickeln versuchen. Denn für viele Frauen ist der Machtbegriff negativ besetzt und der Umgang mit Macht schwierig. Damit verbundene Erfahrungen von Scheitern und Ohnmacht bei Partizipationsversuchen wiegen schwer und führen nicht selten zum Verzicht auf einflussreiche Positionen. Aber unterschätzen Frauen, die eine aktive Beteiligung an institutionalisierter Macht(-politik) ablehnen, vielleicht die vorhandene politische Macht der Frauen? Die eigene Verantwortung wird möglicherweise von Frauen oft verkannt. Die Macht wird „den anderen“, vor allem den mächtigen Männern, zugeschrieben und kritisiert, wie sie die ausüben, oder dass diese sie nicht abgeben wollen.

Das Thema der Macht von Frauen ruft nach kritischer Aufmerksamkeit und feministischen Antworten. Im Workshop gehen wir der Macht der Frauen auf den Grund und stellen uns den Fragen: Wie ist derzeit gesellschaftliche Macht geregelt? Wer hat sie? Woher kommt sie? Was sind Machtpraxen von Frauen? Wie verhandeln sie Macht miteinander, wenn sie unterschiedliche oder gar konrtoverse Interessen haben? Und wie gestalten Frauen ihre Verantwortung, insbesondere da, wo sie keine Macht wollen?

Wir widmen wir uns dem Thema der weiblichen Macht unter Bezugnahme auf die Philosophie und Praxis des italienischen Differenzfeminismus. Dazu haben wir drei Referentinnen eingeladen: Traudel Sattler, Ulrike Moeller und Antje Schrupp. Die drei Vertreterinnen der „Politik der Beziehungen unter Frauen“ werden ihre jeweiligen Ansichten zur Machtfrage einbringen und damit die Workshopteilnehmerinnen zur persönlichen Auseinandersetzung inspirieren. Im Anschluss haben die Teilnehmerinnen die Möglichkeit, eigene Überlegungen und Fragestellungen einzubringen und gemeinsam mit den Referentinnen zu bearbeiten und weiterzubringen.

Seminarleitung/Moderation:

Antje Prinz ist Sozialpädagogin, Psychodramatikerin und Dozentin für Deutsch als Fremdsprache. Sie ist im Arbeitskreis Frauenpolitische Bildung im Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung aktiv und gestaltet dort Veranstaltungen zum italienischen Differenzfeminismus.

Referentinnen:

Traudel Sattler ist Übersetzerin und Lektorin für Deutsch als Fremdsprache in Mailand/Italien und Lugano/Schweiz. Seit 1982 ist sie im Mailänder Frauenbuchladen aktiv. Dort hat sie - im Kontext eines lebendigen Austauschs -  eine politische Praxis und Denkimpulse zur Selbst- und Weltsicht gefunden, die sie in ihrer Muttersprache vermitteln will. So hat sie wichtige Texte der „Libreria delle donne di Milano“ ins Deutsche übersetzt und zahlreiche  Veranstaltungen mit Luisa Muraro im deutschsprachigen Raum durchgeführt.

Ulrike Moeller ist Sozialpädagogin und Philosophin. Sie ist ebenso gern Chefin wie ihr Freiheit wichtig ist, und sie lebt und arbeitet in München. Sie denkt, handelt, arbeitet, gestaltet, lernt und lehrt seit mittlerweile 35 Jahren in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen mit Perspektive auf für Mädchen und Frauen relevante Aspekte. Dabei ist ihr das „Denken der Italienerinnen“ seit Mitte der 90er Jahre beständig eine Inspiration und Stütze.

Dr. Antje Schrupp ist Politologin und Journalistin und lebt in Frankfurt am Main. In ihren Büchern und in ihrem Blog beschäftigt sie sich vor allem mit weiblicher politischer Ideengeschichte. Seit zwanzig Jahren steht sie in Kontakt zu italienischen Differenzfeministinnen und hat Bücher der Philosophinnengruppe Diotima in Verona ins Deutsche mitübersetzt, darunter auch: Macht und Politik sind nicht dasselbe (Potere e politica non sono la stessa cosa), erschienen 2012.

Teilnehmerinnen:
18-24 Frauen ab 16 Jahre
Für die Teilnahme am Workshop sind Grundlagenkenntnisse zum Italienischen Differenzfeminismus sehr von Vorteil. Die nächste Einführung in die feministische Theorie „Die Politik der Beziehungen unter Frauen“ findet am 5.6.2016 statt. Informationen und Anmeldung hier: https://calendar.boell.de/de/event/frauen-trauen-die-politik-der-frauen-und-wie-weibliche-freiheit-entsteht-2

Ort: Bildungswerk Berlin

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung per E-Mail ist erforderlich.

20:00 - 22:00 Uhr
„Vertrauen, Kraft & Widerstand“ - Texte von Audre Lorde

Lesung im Rahmen der Feministischen Summerschool für Frauen*

»Es sind nicht die Unterschiede, die uns hemmen, es ist das Schweigen.« (Audre Lorde)

Vorstellung und Lesung von Texten aus dem neu erschienen Band »Vertrauen, Kraft & Widerstand. Kurze Texte von Audre Lorde« mit der Herausgeberin AnouchK Ibacka Valiente und der Schauspielerin Agnes Lampkin.
Mit ihren Gedichten, Texten und Reden wollte Audre Lorde (1934–1992) das Schweigen über Rassismus/Sexismus/Klassismus in politischen Aktivismus transformieren. Sie wurde eine der wichtigsten Inspirationen für antirassistische Frauenlesbenbewegungen – bis heute wirkt ihr Denken fort und verhelfen ihre Worte zu: Vertrauen, Kraft & Widerstand. Der Band, herausgegeben von AnouchK Ibacka Valiente, bietet mit elf kurzen, erstmals ins Deutsche übersetzten Texten und Reden von Audre Lorde eine pointierte Einführung in die Ideen ihres politischen Handelns. Eindringlich formuliert Audre Lorde darin ihre noch immer aktuelle Dominanzkritik sowie Ansätze zu antidiskriminierendem Aktivismus: von sprachlichen Interventionen bis zur Schaffung politischer Bündnisse über Differenzen hinweg.

Referentinnen:
Herausgeberin AnouchK Ibacka Valiente & Schauspielerin Agnes Lampkin

Ort: Begine Berlin,Potsdamer Str. 139, Berlin-Schöneberg (http://www.begine.de)

Die Veranstaltung ist kostenfrei.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Sonntag 10.Juli 2016

10:00-12:00 Uhr
Katzenfrühstück

Informeller Abschlussbrunch zum Austauschen, Vernetzen und weiter diskutieren.

Ort: Bildungswerk Berlin

Fotoausstellung

Im Rahmen der Feministischen Summerschool 2016 wird die von Jasmin Mittag konzipierte Fotoausstellung "Wer braucht Feminismus?" gezeigt.
Die Ausstellung ist entstanden in Kooperation mit dem Gunda Werner Institut und dem Stiftungsverbund der Heinrich Böll Stiftung.
(www.werbrauchtfeminismus.de)