Am 1. Oktober 2020 fand eine vom Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung in Kooperation mit dem Frauenzentrum Paula Panke e.V. und OWEN e.V. organisierte Online-Tagung statt. Der Grundsatz dieser Tagung lautete: „Mit Feminismus, ohne Patriarchat lebt es sich besser – hier und überall!“ Die drei Diskussionsrunden moderierten Astrid Landero und Kathrin Möller. 30 Jahre zurück…eine Zeit der großen Utopien In der ersten Diskussionsrunde erinnert sich Marina Grasse, die erste und letzte Staatssekretärin für Gleichstellungspolitik der DDR-Regierung, an ihre nur von Mai 1990 bis Oktober 1990 dauernde Amtszeit: Eine Zeit der Unklarheit, da es weder Struktur noch Rahmen gab. Und eine Zeit der Fragen welche Form von Transformation dieser Umbruch für die Frauen und generell für alle bedeuten würde. Tanja Berger, Astrid Landero und Marina Grasse im Gespräc Auch die Bildungsreferentin Tanja Berger ist der Meinung, dass es sich um einen weiteren Aufbruch handelt. Für sie persönlich gingen mit der Wende viele Türen auf, so dass auf einmal alles möglich war. Als Frau aus dem Westen betont die Autorin und Wissenschaftlerin Dr. Gisela Notz, dass es einen weiteren feministischen Aufbruch gegeben hat und hebt dabei den bundesweiten Frauenstreik von 1994 hervor. „Da ging es um alles und der wurde einfach vergessen.“ Einig sind sich die drei Frauen, dass es eine Zeit der großen Utopien war. An Bestehendes anknüpfen und Erreichtes würdigen. Mit der Frage, wo wir in der feministischen Bewegung stehen, eröffnet Astrid Landero die zweite Diskussionsrunde des Tages. Die feministische Künstlerin und Rapperin SOOKEE will sich nicht mehr nur auf Wut und Beschwerde konzentrieren, sondern lieber den Fokus darauflegen, was gut läuft. Denn wir sind bereits mittendrin im Aufbruch und sollten nicht nach dem Neuen suchen, sondern an das Bestehende anknüpfen. Dass nicht nur das Neue gut ist, hält auch die feministische Netzaktivistin Anne Wizorek für richtig. Dennoch könne Wut auch als Motor funktionieren, um voranzukommen. Zudem merkt sie an, dass viele, die die feministischen Kämpfe angeführt haben, immer noch nicht gesehen werden. Gerade über Intersektionalität, also die Benachteiligung auf verschiedenen Ebenen, sollte aktuell in den Diskussionen mehr thematisiert werden. Mittendrin im feministischen Aufbruch In der letzten Gesprächsrunde erinnert sich die polnische Aktivistin Anna Stahl-Czechowska von agitPolska e.V. , dass die feministischen Bewegungen aus polnischer Perspektive immer ein Erfolg waren. Das große Thema für sie ist: „Parität kommt nicht von allein!“ Für Lea Marignoni, eine Umweltaktivistin, Feministin und Vorstandsfrau von Paula Panke e.V., ist vor allem der intersektionale Feminismus sehr wichtig. Es müssen Verbindungen geknüpft werden, da es eben „viele brennende Themen“ gebe und es daher wichtig sei, dass die Kämpfe zusammengedacht und anschließend weitergedacht werden. Auch wenn jetzt die Zeit eines Generationswechsels ist, sollte nicht vergessen werden, dass wir zwar teilweise noch die gleichen Kämpfe führen, aber eben auch schon viel erreicht haben. Und so endet die Tagung, wie sie begonnen hat: Mit Feminismus, ohne Patriarchat lebt es sich besser – hier und überall! Alle teilnehmenden Frauen waren sich einig: Wir befinden uns bereits mittendrin im feministischen Aufbruch!
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