Feminismus und Gender
Aufbauend auf die Errungenschaften der ersten Frauenbewegung, die unter anderem das Wahlrecht für Frauen erkämpfte, war die zweite Frauenbewegung seit den 1960er Jahren eine der gesellschaftlichen Kräfte dieser Zeit, aus denen später die grüne Bewegung in Deutschland hervorging. Das Recht auf den eigenen Körper – ausgedrückt beispielweise in der freien Entscheidung über Abtreibung und in sexueller Selbstbestimmung - sowie der Zugang zu Erwerbsarbeit waren einige Themen, die zu dieser Zeit im Vordergrund standen.
Unter dem Begriff „Feminismus“ wird eine von Beginn an vielfältige Bewegung gefasst, die trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht unter einem Nenner subsumiert werden kann. Ebenso wie frühe Aktivistinnen der Arbeiter*innenbewegung bürgerliche Feminist*innen dafür kritisierten, ökonomische Ausbeutungsstrukturen und die verschiedenen Klassenpositionen von Frauen zu ignorieren, wiesen später Schwarze Frauen und lesbische Frauen darauf hin, dass feministisches Denken und Handeln andere Unterdrückungsverhältnisse wie Rassismus und Heterosexismus mit berücksichtigen muss.
Der englische Begriff „Gender“, der das soziale bzw. selbst erlebte Geschlecht einer Person im Unterschied zum biologischen Geschlecht beschreibt, wird inzwischen auch im deutschsprachigen Raum benutzt. Oft verwendet, um Anliegen klassischer Gleichstellungspolitik zu bezeichnen („Gender Mainstreaming“), dient er auch als analytischer Begriff. Mit ihm wird die gesellschaftliche Wirkmächtigkeit von Vorstellungen und Normen bezüglich Geschlechterrollen untersucht – welches alle verschiedenen Ausdrucksformen von Weiblichkeit, Männlichkeit und Trans*-Identitäten mit einschließt. Eine kritische Analyse von Geschlechternormen und den mit ihnen verwobenen Machtverhältnissen ist eine zentrale Komponente feministischer Bildungsarbeit.